Das Schulwesen in Otterndorf und dem Land Hadeln lässt sich zurückverfolgen bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Im Zusammenhang der Selbstverwaltung des Landes hatte es eine zentrale Bedeutung,
weil die Otterndorfer Lateinschule den Nachwuchs für die politische Führung des Landes ausbildete. So heisst es in Hermann Allmers’ Marschenbuch von 1858: „Freilich trifft man hier
auch die gebildetsten und intelligentesten aller Marschbauern. Die Söhne der angesehensten Familien besuchen fast alle das Progymnasium in Otterndorf oder die Rectorschule in Altenbruch. Man kann
dort junge Bauern in groben Arbeitskleidern hinter ihrem Pfluge finden, die englisch und französisch sprechen und die treffliche geographische, historische und litterarische Kenntnisse besitzen.
Aus ihnen werden dann tüchtige und unerschrockene Ständemitglieder.“
In den vergangenen Jahren ist es gelungen, etwa 2300 Bände zusammenzutragen und neu zu ordnen, die ehedem die Bibliothek der Höheren Bürgerschule bzw. des Realgymnasiums Otterndorf bildeten. Die
ältesten dieser Werke sind im ausgehenden 16. bzw. beginnenden 17. Jh. gedruckt. Das rekonstruierte Korpus der Otterndorfer Schulbibliothek, das vornehmlich aus Werken der klassischen und der
modernen Sprachen und Literaturen, der Theologie, Pädagogik, Geschichte und Geographie besteht, bereichert seit dem Sommer 2007 als Separatum die Sammlungen des Kranichhauses. Es ist durch einen
kommentierten Katalog vollständig erschlossen.